Freiburger Wissenschaftler klären die rätselhafte Verbindung von Kalzium- und Kaliumkanälen in Nervenzellen auf.
Rudolf-Werner Dreier, Kommunikation und Presse, Albert-Ludwigs-Universität Freiburg im Breisgau, 27.11.2006
Forscher der Universität Freiburg berichten in der führenden Wissenschaftszeitschrift Science (Band 314, Seiten 615-620) über die Entdeckung eines molekularen "Superkomplexes" aus einem Kalzium- und einem Kaliumkanal, mit dessen Hilfe Nervenzellen des Gehirns ihre elektrische Aktivität und die Freisetzung von Hormonen steuern. Diese Entdeckung entschlüsselt eines der ältesten Rätsel der Neurobiologie, wie nämlich Kaliumkanäle über Kalziumionen gesteuert werden können, ohne dass sich die Nervenzellen dabei selbst schädigen. Die Bedeutung dieser Arbeit wurde von der Wissenschaftszeitschrift durch die Veröffentlichung als Science Research Article besonders hervorgehoben.In die Plasmamembran aller Zellen sind Ionenkanäle eingebaut, integrale Membranproteine, durch die Ionen (Natrium, Kalium, Kalzium oder Chlorid) die Zellmembran durchqueren können. Dieser Ionenfluss ist die Grundlage für eine Vielzahl physiologischer Prozesse wie Erregungsausbildung und -fortleitung in Herz- und Nervenzellen, die Kontraktion der Muskulatur oder die Freisetzung von Transmittern und Hormonen.
In Nervenzellen des Gehirns sind kalziumaktivierte Kaliumkanäle mit großer Leitfähigkeit, die so genannten BKCa Kanäle, von großer Bedeutung. Sie schützen die Neurone vor Übererregung und sorgen für eine geregelte Freisetzung von Hormonen und Botenstoffen, indem sie die elektrische Spannung über der Zellmembran auf einen lokalen Kalziumeinstrom hin erniedrigen. Für die Aktivierung der Kaliumkanäle sind jedoch so hohe Konzentrationen von Kalziumionen notwendig, wie sie nur sehr lokal und zeitlich begrenzt auftreten dürfen, da andernfalls die Zelle massiv geschädigt würde bis hin zum Zelltod.
Der Forschergruppe um Prof. Dr. Bernd Fakler am Physiologischen Institut der Universität Freiburg ist es nun, unter Anwendung neuer proteinbiochemischer Methoden, gelungen, das Rätsel der BKCa Kanalaktivierung aufzulösen:
Diese Kaliumkanäle sind über ihre α-Untereinheit direkt mit spannungsgesteuerten Kalziumkanälen verbunden und bilden einen so genannte. Kanal-Superkomplex. Innerhalb dieses Komplexes liefert der Kalziumkanal Kalziumionen in einer Menge, die für eine zuverlässige und zeitlich hochpräzise Aktivierung des Kaliumkanals sorgt, ohne dass dabei andere kalziumabhängige Reaktionsketten der Zelle aktiviert werden. Durch Nachbau in Eizellen des Krallenforsches Xenopus laevis konnten die Wissenschaftler zeigen, dass der beschriebene Ionenkanal-Superkomplex eine eigenständige und vollständig funktionsfähige Proteinmaschine darstellt, die einen lokalen Kalziumeinstrom in eine Hyperpolarisation der Zellmembran übersetzt.
Darüber hinaus konnten die Wissenschaftler mit ihrer Arbeit zeigen, dass sich auch große Proteinkomplexe in intakter Form aus der Plasmamembran der Zelle herauslösen und ihre Komponenten dann mithilfe neuer Hochleistungs-massenspektrometer identifizieren lassen. Diese neu entwickelten Technologien ermöglichen nun die Analyse weiterer Proteinsuperkomplexe aus der Plasmamembran vieler Zelltypen und könnten zu Erkenntnissen führen, die sich zur Entwicklung neuer Medikamente nutzen lassen.
Kontakt:
Prof. Dr. Bernd Fakler
Institut für Physiologie
Hermann-Herder-Str. 7
79104 Freiburg
Tel: 0761 / 203 5175
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Merkmale dieser Pressemitteilung:
Medizin und Gesundheitswissenschaften
überregional
Forschungsergebnisse, Forschungsprojekte